Endlich ist es vorbei, dachte sich so mancher Trump-Gegner in Europa nach der US-Wahl. Kein Gedanke könnte falscher sein. Denn der Trumpismus – also Nationalismus, Protektionismus und Establishment-Verachtung – ist in Europa nach wie vor eine extrem starke Strömung. WELT gibt einen Überblick über die Länder, auf die Sie achten sollten.
Deutschland, Österreich, Schweiz
In kaum einem Land dauerten Entstehung und Aufstieg einer trumpistischen Partei so lange wie in Deutschland. Erst 2014 wurde die AfD gegründet – und als wirklich trumpistisch rechtsnationalistisch kann man sie erst seit einem Führungswechsel im Jahr 2015 bezeichnen. In Österreich und der Schweiz bietet sich ein historisch ganz anderes Bild.
In den beiden Alpenländern existierte der Trumpismus schon Jahrzehnte, bevor es den Politiker Donald Trump gab. Die österreichische FPÖ wurde in den 1980er-Jahren von Jörg Haider zu einer rechtsnationalistischen Anti-Establishment-Bewegung umgebaut. Später war es Heinz-Christian Strache, der dieses Erbe als Parteichef fortführte.
Zweimal war die FPÖ dabei in einer Koalition mit der konservativen ÖVP an einer Regierung beteiligt. In beiden Fällen führte dies dazu, dass sich die Partei in Skandalen und inneren Grabenkämpfen selbst zerlegte und in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Ob sie auch nach ihrem jüngsten schweren Absturz ein Comeback wie in der Nach-Haider-Zeit schafft, ist derzeit offen.
Parallel mit Haider baute in der Schweiz Christoph Blocher die einstige Bauernpartei SVP zu einer Gruppierung nach trumpistischer Manier um, die sich mit einer scharfen Anti-Einwanderungs-Politik profilierte. Die SVP wurde um die Jahrtausendwende zur stärksten Kraft im Land – und blieb es bis heute mit fast einem Drittel der Stimmen. Die Frage ist, ob die SVP ihren Zenit schon überschritten hat. Bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr brachten die urbanen Eliten den grünen Parteien großen Zulauf. Die SVP hingegen verlor Stimmen.
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